Wer hat heute alles Erwartungen an mich?
Wir leben in einer absolut tollen – jedoch auch sehr herausfordernden Zeit. Dank der Technologie und den neuen Medien haben wir immer mehr Möglichkeiten und Optionen, privat als auch im Beruf. Mit diesen Chancen muss man jedoch auch lernen optimal umzugehen. Werbung und Umfeld zeigen heute immer nur glückliche, intelligente, sportliche und erfolgreiche Menschen mit hoher Sozialkompetenz, welche jede Herausforderung «locker» meistern.
Ich selbst habe das grosse Glück, seit 30 Jahren glücklich verheiratet zu sein und erfolgreich meine erste eigene Firma vor 10 Jahren gegründet zu haben.
Trotzdem, wenn ich am Morgen in den Spiegel schaue, sehe ich jemanden, der jeden Tag mit den folgenden Themen konfrontiert ist:
- Bekommen meine Frau und meine Familie die ihnen zustehende Aufmerksamkeit?
- Erkenne ich frühzeitig alle Risiken und Chancen für meine Unternehmung?
- Setze ich mich mit den neusten Entwicklungen auseinander – investiere ich genügend Zeit in die laufende Ausbildung von mir und meinen Mitarbeitern?
- Nehme ich mir die Zeit, meine wertvollsten Freundschaften bewusst zu pflegen?
- Binde ich wirklich alle meine Partner optimal in die Entwicklung der Firma ein?
- Arbeite ich effizient mit den sozialen Medien & Netzwerken und bringen sie einen Mehrwert für die Unternehmung?
- Nehme ich mir die Zeit für mich – pflege ich meine Hobbies und Interessen?
- Treibe ich regelmässig Sport und ernähre ich mich «gesund und vernünftig»?
- . . . . . . . und noch Vieles mehr!
1. Welches sind konkret meine grössten Herausforderungen?
Die erste und wichtigste Herausforderung ist sich einzugestehen, dass man nicht allen Erwartungen zu jeder Zeit gerecht werden kann. Dies ist keine Niederlage oder Fatalismus, sondern einfach die Realität.
Eigentlich möchte ich beruflich «etwas kürzertreten» und mich mehr auf die schönen Dinge im Leben fokussieren. Dies in die Praxis umzusetzen gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht. Ich habe in der Regel immer 1000 neue Ideen im Kopf und liebe es, daraus neue konkrete Geschäftsfälle zu entwickeln. Ziel ist es, dass ich meine Ressourcen möglichst erfolg bringend einsetze. Wo bringen sie mir als Mensch den grössten Nutzen und wo macht es betriebswirtschaftlich am meisten Sinn? Wo soll ich meine Zeit, mein Geld und meine Energie einsetzen?
Unser heutiges Umfeld verlangt ein komplettes Umdenken. Statt Perfektion muss ich lernen, mit qualitativ hochwertigen 80 % Lösungen zu leben. Nur so kann ich sicherstellen, dass ich für meine Unternehmungen die Flexibilität aufbringe, schnell reagieren zu können und immer proaktiv zu sein. Lieber mache ich den nächsten Schritt in die Zukunft, als in der Perfektion dem Markt und den Realitäten nachzulaufen.
Durch die Fokussierung auf 80%-Lösungen bleibt mir Zeit für eine kreative Pause. Dies hat sich in den all den Jahren als absolut entscheidend für den Erfolg gezeigt. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wo er die nötige Ruhe und Distanz findet. Für mich ist dies eine entspannte Runde Golf am späten Nachmittag draussen in der Natur.
Übrigens: Meine besten Ideen entwickle ich immer, wenn ich mit meinem Hund entspannt unterwegs bin und einfach die Gedanken schweifen lassen kann.
2. Ehrlicher Blick in den Spiegel
Niemand kennt Sie so gut wie Sie sich selbst. Wir alle stehen in einem permanenten Spannungsfeld. Es stehen uns jeden Tag 24 Stunden Zeit zur Verfügung – an dieser Realität kommt keiner vorbei! Sie definieren, wie Sie diese 100 % einsetzen – zum Beispiel wie viel Sie davon in die Arbeitszeit investieren möchten. Wo finde ich das Optimum, wann «sind die Batterien auf null» oder wann riskiere ich, dass ich meine eigenen Batterien gar nicht mehr aufladen kann oder je wieder auf 100 % komme?!
Welche Fragen sind in diesem Zusammenhang wichtig?
- Welchen Themen muss ich mich aufgrund meiner aktuellen Lebenslage – privat als auch im Beruf – zwingend stellen?
- Wer braucht mich heute am Nötigsten?
- Wo möchte ich mich selber mit dem grössten Engagement einbringen?
In der Realität ist unser Freiraum aufgrund des Umfeldes bereits stark eingeschränkt. Umso wichtiger ist es, diese Freiräume optimal und bewusst zu nutzen. Hier gilt es zu beachten:
- Nutzen Sie Ihr Zeitmanagement. Fokussieren Sie Ihr Engagement auf die wichtigen Sachen und verlieren Sie sich nicht in 1000 Themen.
- Realistisch sein – was überhaupt machbar ist.
- Seine eigenen Stärken nutzen & die Schwächen kennen und teilweise damit leben lernen.
Was ich mir dabei selbst immer wieder bewusst machen muss:
- Sei sensibler auf Signale aus deinem privaten wie auch beruflichen Umfeld.
- Nimm die Signale auf und regiere konkret darauf.
- Lerne, auf Deinen Körper zu hören.
Definiere so die Themen, für welche du dich engagieren willst – und auch musst!
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3. Einen klaren Fokus als Chance nutzen!
Multitasking ist eine tolle Sache. Unser Image von einem erfolgreichen Manager sieht wie folgt aus:
- unendlich belastbar
- immer viele verschiedene Projekte und Themen zur gleichen Zeit erledigen
- immer höchste Qualität und Effizienz abliefern
Aber entspricht dies immer der Wirklichkeit? Meine persönlichen Erfahrungen und viele Gespräche mit Kollegen haben gezeigt, dass die Realität «etwas anders» aussieht.
Als Unternehmer, Verwaltungsrat oder Mitglied der Geschäftsleitung gilt es immer, das grosse Bild vor Augen zu haben. Wir sprechen hier von einem 24h-Job. Wie organisieren wir optimal die Balance zwischen unseren Wünschen und den Sachzwängen?
Im privaten Umfeld
- Oberste Priorität hat der Fokus auf meine Familie.
- Theoretisch wäre der zweite Fokus auf sich selbst gerichtet – in der Praxis kommt dieser an letzter Stelle – auch nach den geschäftlichen Aufgaben.
- Wertvolle Freundschaften bewusst pflegen.
Im geschäftlichen Umfeld
- Sich selbst effizient organisieren. Das grosse Bild nie aus den Augen verlieren.
- Fokus auf das Wesentliche – nicht vom 100sten ins 1000ste gehen.
- Stufengerecht Zeit dort einsetzen, wo Sie für ihre Unternehmung den grössten Effekt erzielen.
Nun gilt es, wie ein Kapitän, einen klaren Kurs zu definieren und das Schiff durch alle Stürme zu lenken, um es schliesslich sicher in den Hafen einlaufen zu lassen. Jede Organisation, die sich in zu vielen Projekten und Themen verliert, wird früher oder später massive Verluste bei der Effizienz verzeichnen müssen. Dieser Effizienzverlust führt zu einem Qualitätsnachlass, welcher wiederum der Konkurrenz in die Karten spielen wird. Daher als zentraler Gedanke: Fokus auf das Wesentliche!
Geschäftlicher Erfolg und ein gutes Gefühl für Risiken führen auch im privaten Umfeld zu mehr Entspannung
4. Sich aktiv den Konsequenzen stellen
Jede getroffene Entscheidung, bewusst oder unbewusst, führt unwiderruflich zu Konsequenzen für uns und unser Umfeld. Dies führte bei mir zu ein paar Grundsatzentscheiden:
Ich bin der eigene Herr über meine Agenda
Nie die Kontrolle über die eigene Zeit verlieren. Sobald andere über mich verfügen, verliere ich die Kontrolle und Möglichkeit, mein Glück selbst zu bestimmen.
Lernen, den Mut zu haben, nein zu sagen
Dies kann ich jedoch nur jeden Tag «leben», wenn ich bereit bin, offen und transparent nein zu sagen. Wenn ich dieses «nein» begründet und transparent kommuniziere, können alle damit leben.
Lernen, den Mut zu haben, bewusst ja zu sagen
Jede Medaille hat zwei Seiten. Ein bewusstes «nein», heisst auch, dass ich bewusst «ja» sage. Ich nehme mir Zeit für meine Familie oder die Stunde für Sport. Sie werden staunen, wie viele Themen mit höchster Dringlichkeit trotzdem für alle Seiten zeitgerecht gelöst werden können.
Keine Alibiübungen
Keine Zeit und Energie für Aufgaben und Projekte verschwenden, welche weder Ihnen noch anderen einen echten Mehrwert bringen. Auch hier braucht es den Mut und das Selbstbewusstsein für ein klares und eindeutiges «nein».
Qualität kommt immer vor Quantität
In Kombination mit den Prioritäten kommt auch immer die Frage der Qualität oder des «Finish». Hier gilt es das Optimum zu finden. Nicht jede Aufgabe benötigt die gleiche Tiefe. Meine Erfahrung zeigt, in unserer dynamischen Zeit sind effiziente und schnelle 80 % einer Lösung der grössere Mehrwert als gefühlte 120 % über eine längere Zeit.
Partner & Netzwerke nutzen / Aufgaben & Kompetenzen mit einem guten Gefühl delegieren
Haben Sie den Mut auf Ihre Partner und Mitarbeiter zuzugehen und Aufgaben dem «optimalen Adressaten» zu geben. Dies jedoch immer mit einem klaren Auftrag – kombiniert mit den notwendigen Kompetenzen. Sie werden überrascht sein, wie Sie dadurch eine tolle Dynamik und neue Ideen für Ihre Unternehmung und Ihre Kunden erreichen können.
5. Welches Fazit ziehe ich für mich als Privatperson Thomas Hirsiger daraus?
Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich. Nur wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, kann ich andere positiv bei Problemen und Herausforderungen unterstützen. Dies gibt mir die einmalige Chance, mit grösserer Sensibilität auf die Herausforderungen im Umfeld zu reagieren.
Mit seinem Leben selbst zufrieden sein – ein grosses Ziel, aber auch eine Verpflichtung.
Aus meiner persönlichen Sicht haben sich die folgenden drei Schwerpunkte in allen Lebenslagen bewährt, mit welchen man sich regelmässig auseinandersetzen sollte:
a) Sei immer ehrlich zu Dir selbst
Tönt sehr einfach – ist jedoch in Praxis vielmals eine Herausforderung. Es gibt nichts Einfacheres, als sich selbst zu belügen. Hat sich jedoch noch nie bewährt. Schätze was Dich Glück macht und stelle dich den Herausforderungen.
b) Der eigene Herr über die tägliche Agenda – setze klare Prioritäten & Fokus
Es ist nicht möglich, allen Wünschen und Erwartungen jederzeit gerecht zu werden. Es gibt immer eine «Prioritätenliste». Fokussiere dich auf die wirklich wichtigen Pendenzen und führe diese gewissenhaft aus, danach kann man sich dem Rest zuwenden.
c) Versuche immer Dein Leben bewusst zu geniessen
Wenn ich mich in meinem Umfeld umschaue und den Blick auch ein bisschen weiter öffne zeigt sich, dass die meisten von uns in einer privilegierten Welt leben. Lernen wir doch, das Schöne bewusst zu geniessen und auch zu akzeptieren, dass wir als nicht «perfekte Menschen» einen Platz haben. Es ist an uns, diesen Platz optimal einzurichten.
Mit dieser «Distanz zu den täglichen Herausforderungen» gibt es auch die grosse Chance, neue kreative Ideen selber zu entwickeln oder diese von meinem Umfeld aufzunehmen.
6. Welches Fazit ziehe ich als Unternehmer Thomas Hirsiger daraus?
Je effizienter ich als Unternehmer in meiner Firma organisiert bin, desto mehr zeitliche Ressourcen habe ich für meine Familie und mich selbst!
Wenn ich meine eigene Agenda definiere und so den Druck von «extern» reduziere, ergibt sich für mich die Möglichkeit, mich mit neuen Chancen und Ideen auseinander zu setzen. Nur so kann ich mit der Entwicklung mitgehen und bin der Konkurrenz einen Schritt voraus.
Ich habe für mich die folgenden drei Schwerpunkte definiert:
- Immer das grosse Bild vor Augen haben
Als Unternehmer muss ich stets bemüht sein, den Überblick zu behalten. Nur so kann ich meine Verantwortung für die Unternehmung auch effektiv wahrnehmen.
- Klarer Fokus statt «1000 Schlachten»
In der heutigen kompetitiven und schnellen Zeit ist es nicht möglich, überall der Beste und Schnellste zu sein. Konsequenz: Wo hat es einen Markt für mich – wo kann ich mich als Person und mit meinem Produkt nachhaltig durchsetzen? Dies bedeutet für jeden KMU: das Besetzen einer klar definierten Nische.
- Digitale Chancen nutzen – dank Partnern optimal reagieren können
Unser grösstes Gut – aber auch die grösste Einschränkung – ist die uns zur Verfügung stehende Zeit. Nutzen wir die Chancen, die uns die digitalen Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Diese Tools in Kombination mit ausgesuchten Mitarbeitern und Partnern geben uns die Chance, Freiräume zu gewinnen und wieder neue Ideen zu entwickeln.
Über den Autor:
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Thomas Hirsiger MBA / TEP
Gründer & Partner der ASAGO AG CEO +41 76 441 90 17 thomas.hirsiger@asago.ch www.asago.ch Thomas Hirsiger arbeitete in den höchsten Führungsgremien diverser Firmen in der Finanzbranche und führt seit 2008 seine eigene Vermögensverwaltungsfirma unter dem Namen Finiens Wealth Management AG. Dabei betreut er in einem speziell eingerichteten Family Office Unternehmer & Spitzensportler. Zusätzlich ist er in einigen Firmen als Verwaltungsrat tätig. Im Jahr 2013 gründete er zusammen mit zwei Geschäftspartnern die Unternehmens-beratungsfirma ASAGO AG. Er bekleidet dort die Aufgabe des CEO’s. Er unterhält viele Kontakte zu Unternehmern, Firmeninhabern und Verwaltungsräten und lässt diese Erfahrungen in die Entwicklung der Dienstleistungen mit einfliessen.
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